Entgegen ihrer natürlichen Lebensweise werden Papageienvögel (Psittaciformes) leider sehr häufig allein im Käfig gehalten. Als Folge dieser nicht artgerechten Haltung entwickeln die geselligen Tiere nicht selten negative Verhaltensweisen, wie exzessives Herumlaufen oder Federrupfen. Immer mehr Halter:innen bespaßen ihre Papageien daher mit Hilfe von Videocalls, die den Vögeln einen, wenn auch notdürftigen, Kontakt mit Artgenossen ermöglichen soll.
Gemeinsam mit zwei weiteren Forschenden hat Ilyena Hirskyj-Douglas von der University of Glasgow in einer Studie nun untersucht, ob die Papageien bei den Videocalls zwischen einem Live-Call und einer Aufzeichnung unterscheiden können. Dazu statteten die Wissenschaftler:innen zunächst neun Halter:innen von unterschiedlichen Papageienarten mit Tablets aus, die mittels Knopfdruck von den Vögeln selbst bedient werden konnten. Diese hatten die Wahl zwischen einem Video oder einen Live-Anruf, allerdings keinen unbegrenzten Zugriff auf die Geräte. „In dieser Studie wollten wir herausfinden, ob wir Unterschiede im Verhalten feststellen können, wenn Papageien die Kontrolle darüber haben, was sie auf ihren Geräten sehen können. Würden sie bemerken, wenn der aufgezeichnete Papagei auf dem Bildschirm nicht so reagiert wie ein lebendiger Papagei? Und wenn ja, was könnte uns das über die Gestaltung zukünftiger Systeme sagen, die ihren Bedürfnissen entsprechen?”
Die Forschenden konnten belegen, dass die Papageien Live-Calls bevorzugten. Hingegen zeigten die Vögel bei aufzeichneten Videos deutlich weniger Interesse. Nach Informationen ihrer Halter:innen waren die Papageien zudem viel aktiver, wenn sie andere Artgenossen live sehen konnten. Sie interagierten häufiger, wenn das Gegenüber auf bestimmte Verhaltensweisen reagierte. Die Wissenschaftler:innen weisen jedoch darauf hin, dass Live-Calls auf keinen Fall einen adäquaten Ersatz für echten Kontakt sein können. Die Studie konnte nicht belegen, ob die Papageien und Sittiche nicht vielleicht doch irgendwann das Interesse an den Unterhaltungsmedien verloren hätten.