Zunehmende Zahl von Animal Hoarding

Im Jahr 2024 sind so viele Fälle von sogenanntem Animal Hoarding verzeichnet worden, wie nie zuvor. Insgesamt wurden rund 140 Fälle mit mehr als 9.000 betroffenen Tiere gezählt. Da diese Tiere oft in einem stark verwahrlosten Zustand sind, bedeuten diese Rekordwerte für die Tierheime des Landes eine zunehmende Belastung.

Nach Aussagen von Prof. Dirk Wedekind, Psychiater am Uniklinikum Göttingen, können hinter dem Phänomen psychische Erkrankungen der Haltenden stehen. „Im Grunde sind es Menschen, die versuchen, durch das Sammeln von Tieren Sachen zu kompensieren, die ihnen sonst Stress oder Angst im Alltag machen würden. Das “Animal Hoarding” ist ein Phänomen, das wir im Psychiatrischen ins weite Spektrum der sogenannten Zwangsspektrumsstörungen einordnen. Das heißt: Störungen mit bestimmten Verhaltensweisen, die nicht besser kontrolliert werden können und immer wieder ausgeführt werden müssen“, erklärt der Psychiater.

Neben Angststörungen würden bei den Betroffenen auch häufig eine Depression oder Suchtprobleme diagnostiziert. Wedekind betont weiter: „Wenn ein verhaltensauffälliges Phänomen wie das “Animal Hoarding” so ein Ausmaß hat, dass Tiere dafür missbraucht werden, bestimmte Bewältigungsbedürfnisse des Betreffenden zu kompensieren, gehört ein Angebot dazu, sich zumindest psychotherapeutisch oder psychiatrisch einfach mal beraten zu lassen. Und dann kann immer noch entschieden werden, ob man das das Ganze behandeln lassen will oder nicht.“

In den meisten Fällen sähen die Animal Hoarder selbst, dass das, was sie da tun, unvernünftig ist, aber sie können sich krankheitsbedingt oft nicht besser verhalten. „Mir liegt besonders am Herzen, dass eine breite Öffentlichkeit davon erfährt. Einfach auch, um aufmerksam zu sein und solche Phänomene zu entdecken, wenn sie im Umfeld eine Rolle spielen. Dann kann man die Betreffenden auf Behandlungsmöglichkeiten oder Veränderungsmöglichkeiten zumindest hinweisen“, mahnt Wedekind abschließend.

NDR

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